Dienstag, 25. Oktober 2016

Zeit der Trauer und der Erinnerungen: November


Zu den Totengedenktagen im Herbst werden die Gräber besonders hergerichtet und geschmückt.   (Fotos: (c) presseweller


Mit Allerheiligen und Ewigkeitssonntag der Verstorbenen gedenken


Siegen. Oktober 2016 (presseweller). Neblig-diesiges Wetter passt zum November und damit zur Zeit der Totengedenktage. „Mir ist es wichtig, auf dem Friedhof einen Platz mit dem Namen des Verstorbenen zu haben, um meiner Trauer Raum zu geben“, sagt Ilse* (66) wie viele andere. Dabei gibt es für die „letzte Ruhestätte“ heute viele Auswahlmöglichkeiten, beispielsweise vom klassischen Erdgrab über das Urnengrab und das Wiesengrab mit Tafel bis zur Bestattung in einem Wald, im Umkreis eines Baumes. Besonders gedacht wird der Toten an Allerseelen und Allerheiligen (1. November), vor allem bei katholisch Gläubigen, sowie am Ewigkeitssonntag, vielen besser bekannt als Totensonntag. Dieser eher von den evangelischen Christen begangene Tag hat keinen fixen Termin, liegt aber an einem Sonntag Ende November und orientiert sich zeitlich am 1. Advent.

Die Gräber von Angehörigen, Lebenspartnern, Freunden oder guten Bekannten sind Ziel der Friedhofsbesuche an diesen Gedenktagen. Man legt ein Bukett, eine Pflanzschale oder Blumen auf und zündet ein Licht an. Während pflanzlicher Schmuck vom ewigen Kreislauf des Lebens, dem Werden und Vergehen erzählt, ist es das Licht, das Helle ins Dunkle bringt. Bei allen Kriegen und Unruhen in der Welt ist das wichtiger denn je. Mit dem Grabbesuch kommen Erinnerungen auf und die innere Zwiesprache wie „Du bist zu früh gegangen“, „Was haben wir gemeinsam schon alles erlebt“, „Weißt du noch, wie wir gemeinsam mit Deiner Gitarrenbegleitung vor der ganzen Verwandtschaft gesungen haben?“, „Danke Papa, dass du mich so vieles gelehrt hast“, „Danke Mama oder Mutti, dass du immer für mich da warst!“ und so weiter und so weiter. „Immer, wenn ich ans Grab gehe und besonders an diesen Feiertagen, „erzählt Karin, „lebt ein Stück unseres gemeinsamen Lebens wieder bildhaft in mir auf. Ich glaube, Paul sieht das von oben auch und freut sich, dass ich an diese Zeiten und ihn denke.“


Lichter und Blumen schmücken die Gräber:"Ja ich bin da!"

Weitere „stille Tage“

In den November fällt ein weiterer Gedenk- und Glaubenstag, der Buß- und Bettag, der ebenfalls keinen festen Termin hat und in den meisten deutschen Ländern als offizieller Feiertag abgeschafft wurde. Das hat aber keine Glaubens- oder Kirchengründe.
Ebenfalls in den November, an einem Sonntag, aber wieder ohne festen Termin, da wiederum vom Advent abhängig, fällt der Volkstrauertag. Ursprünglich in Deutschland für die Kriegstoten gedacht, gilt er mittlerweile als Gedenktag für alle Kriegstoten sowie die Opfer von Gewaltherrschaften aller Nationen. Nein, nicht genug. Dazu müssen noch die Vermissten gezählt werden: Ehemänner, Söhne, Brüder, die nicht wiederkamen und deren Schicksale trotz Nachforschungen nicht selten bis heute unbekannt blieben. Schlimm!
An vielen Orten im In- und Ausland sind diesen Opfer der Kriege Denkmäler gesetzt, soweit bekannt mit Namen.
Angesichts der verworrenen Weltlage mit Terror, Unruhen und Kriegen oder Kriegsbeteiligungen unterschiedlichster Staaten, je nach Interessenlage, rückt dieser Feiertag wieder mehr ins Bewusstsein. Ja, dabei bleiben so manche zurück. 


Erinnerungen an die Kriegstoten, hier in Norddeutschland.


„Wo ich auch unterwegs war“, sagte mein Vater Ewald mir „habe ich in den Dörfern und Städten Friedhöfe besucht. Da kann man ablesen, wie die Menschen im Ort mit ihren Verstorbenen umgehen.“ Aus diesen Anschauungen schrieb er auch seine Erzählung „Memento mori“ … „Gedenke des Todes“ (oder auch gedenke des Sterbens) - wie es hier und da über Friedhofseingängen steht.
Bezüglich Friedhofsbesuchen halte ich es auch wie er, ob ich in Deutschland, im Osten, Westen, Süden oder Norden unterwegs bin. Weit, weit überwiegend ist es so, dass die Friedhöfe gepflegt, die Gräber geschmückt sind. Nicht nur zu den Totengedenktagen! 
Schön, wenn man sich „oben“ wiedersieht. (jw)

*Namen geändert

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