Dienstag, 30. Juni 2009

Wieder vor Ort einkaufen


In kleineren Orten Lebensmittel zu kaufen, das ist größtenteils längst vorbei. Die meisten Lebensmitteleinzelhandelsgeschäfte haben irgendwann schon aus Altersgründen der Inhaber geschlossen, so manche haben einfach aufgegeben. Das lief alles zugunsten der damals so genannten Discounter und Supermärkte in den Städten. Der gedachte preiswertere Einkauf stand vor der Einkaufsmöglichkeit am Ort.
Die Konzerne wie Aldi, Lidl, Penny, Norma, Edeka, Rewe usw. haben längst auch schon die mittleren Orte entdeckt und bieten heute oft sogar nebeneinander ihre Waren an. An Auswahl hinsichtlich der Geschäfte und Waren mangelt es nicht. Nur hier und da konnten sich noch kleine Geschäfte halten. Wenn man dann an solch einen Ort kommt, ist es schön zu sehen, wenn der seit Jahrzehnten bestehende "Kaufmann um die Ecke" immer noch da ist, ein breites Sortiment, einschließlich Obst, Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren, führt und jede Woche auch attraktive Sonderangebote bietet.
Obwohl die meisten Bürger selbst die großen Märkte gern nutzen oder genutzt haben, ist dann in Gemeinden der Aufschrei groß, wenn "das einzige Lebensmittelgeschäft am Ort" schließt. Viele haben dort relativ selten eingekauft und wenn, um noch etwas zu besorgen, wenn man was vergessen hat oder gerade etwas im Angebot ist, das man günstig mitnehmen kann. Im Prinzip muss sich also niemand beschweren.
Gern hat man inkauf genommen, ein paar Kilometer zu fahren, ohne sich den Aufwand zu rechnen, kaum Bedienung und Beratung zu haben und an der Kasse oft lange anzustehen. Die häufig anzutreffenden Riesenschlangen nimmt man hin. Der Zeitverlust scheint hier egal zu sein. Dass die Gesellschaften und/oder Inhaber trotz der auf niedrig getrimmten Preisgestaltung blendend verdienen, wird inzwischen nahezu jedem bekannt sein.
Kritischer wird es, wenn man älter wird und kein Auto mehr zur Verfügung steht, zum Beispiel weil die Kinder, heute meist berufsbedingt, weit außerhalb wohnen. Dann wünscht sich schon mancher seinen "Laden am Ort" zurück.
Ein Geschäft in Gemeinschaft
Aber es ist ja nichts verloren. Gemeinsam mit anderen und gegebenfalls mit Unterstützung von Sozialdiensten und Kirchengemeinden macht man ein eigenes Ortsgeschäft auf. Solche Kooperationen gibt's bereits in dem einen oder anderen Dorf. Ein solches Geschäft muss normal nur die Kosten für vernünftig bezahltes Personal oder Aufwandsentschädigungen für die freiwillig Tätigen und Miete einfahren sowie für eine kleine Rücklage, um eventuelle Engpässe überwinden zu können. Das heißt, dass die Produkte gegen geringen Aufschlag gegenüber dem Einkaufspreis abgegeben werden können. Dazu muss auch ein straffes Sortiment geführt werden. Es ist eben nicht notwendig, ein Produkt von zehn verschiedenen Herstellern zu führen. Obst, Gemüse, Fleisch sowie zum Teil Wurstwaren und Käse lassen sich zum Teil auch von örtlichen oder regionalen Anbietern beziehen. Das ist zugleich ökologisch günstig und stärkt die heimische Wirtschaft. Örtliche Anbieter können von Anfang an in das Gemeinschaftsgeschäft einbezogen werden. Mit einem Bringdienst werden auch die im Ort versorgt, die nicht mehr selbst zum Einkauf gehen können.
Die Geschäfte der Gemeinschaft sind kollektiv organisiert. Was läuft und was nicht, wird von der überwiegenden Mehrheit, zum Beispiel einer Zweidrittelmehrheit, im Gesellschafterkreis beschlossen. Bereits in den eigenen Statuten schreibt man fest, dass es um die Versorgung am Ort, nicht um Gewinne geht. Die braucht man für ein solches "Unternehmen" im Interesse der Bürger vor Ort nicht.
Ob man eine GbR, also eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, dafür bildet oder eine andere Rechtsform findet, die aber die Gleichheit aller Beteiligten nicht aufhebt, wird mit einem Anwalt oder Notar zu klären sein. Endlich wieder eine "Versorgung vor Ort", und dazu eine unabhängige zu haben, wird viele Bürger freuen. Deshalb muss der Gedanke auch stets nach außen getragen werden. Wie sonst für Vereine ist für diese Einkaufs-Gemeinschaft ein Orts- und Wir-Gefühl zu schaffen. Die Dorfgemeinschaft wird gestärkt. Man hält wieder mal einen Plausch beim Einkauf, weil man alle kennt.
Durchaus positiv in diesem Zusammenhang sind auch die "fahrenden Lebensmittelhändler", die Obst und Gemüse, Backwaren und verschiedene Lebensmittel bis in die Straße bringen.

Montag, 22. Juni 2009

Regional wirtschaften


(Dialog/jw) Der wieder vermehrten Nutzung regionaler und lokaler Ressourcen könnte die Zukunft gehören. Die Globalisierung - von einigen Politikern und Wirtschaftsvertretern vehement verteidigt und erst möglich gemacht, von vielen aber schon seit Jahren ebenso vehement abgelehnt - hat ihre Auswirkungen in der größten Krise seit 1929 gezeigt. Rein finanziell wird diese Krise wahrscheinlich alles übertroffen haben, was es je an Zusammenbrüchen und Geld- und Wertevernichtung gegeben hat. Die Chancen der Zukunft werden eher im Kleinen liegen.

Das weltweit freie Spiel pokernder Finanzjongleure und Unternehmer mit großer Zustimmung der Politik hat seine Grenzen überschritten. Jetzt im Juni 2009 gelten die Auswirkungen noch längst nicht als abgeschlossen. Niemand von denjenigen, die in den vergangenen Jahrzehnten aus Finanzwelt, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft alle als "Fachleute" aufgetreten sind, weiß, was noch kommen kann. Die finanziellen Maßnahmen mit direkten Zahlungen, Zusicherungen, Garantien oder Bürgschaften der Staaten übersteigen schon jetzt weit die Billionengrenze. Aber an den Börsen wird bereits weiter gezockt, und Staaten lassen sich auf große neue Deals ein. Dazu gehört die Abhängigkeit von Großkonzernen.

Die "anderen Maßnahmen" beginnen im Kleinen. Es müssen keine lebenden Schweine und Rinder quer durch Europa oder nach Afrika verfrachtet werden, um dann geschlachtet und/oder portioniert wieder zurück in die Märkte zu fließen. So wie es früher war, kann man sie vor Ort schlachten und Fleisch und Wurst vor Ort verkaufen. Bei anderem ist das auch so: Man muss keine Kirschen haben, wenn sie hier noch nicht gereift sind, und deutscher Spargel ist nicht nur gut, sondern je nach Klima und Anbau von Mitte April bis Juni zu haben, genau bis zum Johannistag. Dann ist eben Spargelzeit. Zeit genug für köstliche Gerichte.

In Deutschland und Österreich wird es zum Teil auch schon von der Gastronomie so gepflegt: Regionale Produkte stehen im Vordergrund. Gemüse und Obst der Jahreszeit nach, Fleisch von Tieren heimischer Weiden. Unabhängig davon kann man Produkte, die in diesem oder jenem Land nicht wachsen, handelnd austauschen. Bananen, Pfirsiche und Orangen gehören hier dazu, Stachel-, Johannisbeeren, gute Äpfel, Birnen und Zwetschgen anderswo.

Sicher, die EU hat viel dazu beigetragen, dass kreuz und quer vermarktet wird. Mit ihren Agrarsubventionen, von denen jetzt endlich einmal einige öffentlich sind, hat sie wohl dazu beigetragen, dass vieles in den vergangenen 30 Jahren schief gelaufen ist. Mal wurde die Viehhaltung, mal das Abschlachten gefördert. Selbst auf den Dörfern sind Bauernhöfe, die traditionell eine gemischte Wirtschaft hatten, kaum noch zu finden. Einseitig ausgerichtete Bauernhof-Fabriken aber umso mehr.


Vor-Ort-Produkte

Die Verbraucher sind verwöhnt. Bei Supermärkten und Discountern bekommt man nahezu alles zu jeder Jahreszeit, und das auch noch zu vertretbaren Preisen. Manche dieser Geschäfte haben aber den Zug der Zeit erkannt und bereits einen Teil ihres Sortiments umgestellt. Sie verkaufen neben Bio-Ware auch Produkte aus der Region.

Unabhängig davon kann man einen Teil seines Bedarfs auch bei Hofläden decken, vom frischen Gemüse über Obst bis zu Fleisch- und Wurstwaren. Das stärkt die regionale Wirtschaft, der Verbraucher weiß, wo es herkommt und kann es sich auf den Landflächen anschauen. So fördert man die Unabhängigkeit von internationalen Vermarktern und Verteilern, die letztlich die Preise bestimmen. Schließlich dient es der Umwelt, wenn Lebensmittel und Tiere nicht quer durch die Republik oder darüber hinaus gekarrt werden. Die Ethik vom Umgang mit Tieren und Lebensmitteln gewinnt dadurch ebenfalls.

Schauen Sie einfach mal auch die nächsten Blogs, was so lokal-regional alles machbar ist, bis zur Energieerzeugung. Die größere Unabhängigkeit von an Kapitalgewinnen interessierten Unternehmen und Staaten ist ein sozialer Gewinn!